Chronik

Auszug aus dem Jubiläumsheft „90 Jahre TuRa Löhne“ nach Vorlagen von W. Flachmeier sowie E. und Fr. Steffen

Es sind zwei Wurzeln, aus denen der heutige Verein TuRa Löhne hervorgegangen ist. Im Jahre 1910 gründeten die Lehrer Wille und Kolbus den Turnverein Friesen Löhne.

Kolbus war bis 1945 Vorsitzender dieses Vereines. Er zählte schon bald mehr als 100 Mitglieder. Der 1.Weltkrieg brachte einen schweren Rückschlag.

Als dieser dann aber beendet war, wurde der Turnbetrieb sofort wieder aufgenommen. Schwierigkeiten bereitete dennoch die Raumfrage. Eine Sporthalle war ja noch nicht vorhanden. Also wurde in Sälen und Fabrikräumen geturnt.

Die zweite Wurzel des heutigen Vereines reicht bis in das Jahr 1919 zurück. Nach dem Kriege kam es in Löhne zu drei Vereinsgründungen.

SC LÖHNE, FC LÖHNE und WESTFALIA LÖHNE

Alle drei Vereine betrieben ausschließlich Ball- und Rasensport. Diese drei Vereine schlossen sich dann zum Arbeitersportverein WESTFALIA LÖHNE zusammen.

01-westfalia21_01_625be1bd64

Der Arbeitersportverein Westfalia wurde jedoch im Jahre 1933 aus politischen Gründen aufgelöst. Die Gründung eines Ersatzvereines, der sich Blau-Weiß Löhne nannte, erkannte der Sportverband jedoch nicht an mit der fadenscheinigen, politischen Begründung, dass bereits mit dem Sportverein Löhne-Obernbeck ein Ballsportverein in Löhne existiere.

 

 

Um ihren geliebten Fußballsport dennoch nicht aufgeben zu müssen, schlossen sich deshalb die Mitglieder des Arbeitersportverein Westfalia 1933 dem Turnverein Friesen Löhne an. Vorsitzender des Arbeitersportvereines Westfalia Löhne war von 1926 bis 1933 Fritz Fischer.

02-3132_01Der 2. Weltkrieg unterbrach erneut den Sportbetrieb, der aber bereits im Sommer 1945 bei den Friesen Löhne wieder aufgenommen werden konnte. Vereinsvorsitzender wurde zunächst wieder Karl Kolbus. In der Monatsversammlung am 09.11.1945 legte dieser sein Amt aber nieder, weil wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP nicht mit einer Bestätigung als Vereinsvorsitzender durch die Militärregierung zu gerechnet werden konnte.

Die Versammlung wählte Fritz Fischer zum Vorsitzender des Vereins. Dieser wies darauf hin, dass die früheren Mitglieder des Arbeitersportvereines Westfalia Löhne verzichtet hätten diesen Verein wieder zu gründen, um den bestehenden Verein Friesen Löhne nicht zu schwächen. Am 13.02.1947 wurde Karl Kolbus für seine Dienste und Tätigkeiten um den Sport die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Dieses war zu der Zeit eine hohe Auszeichnung.Als Sportarten wurden Fußball, Turnen, Handball, Boxen, Tischtennis und Schach betrieben, wobei sich die Tischtennis- und die Schachabteilung später vom Verein trennten.

Ab 1946 wurde erstmalig an Sportwettkämpfen auf Kreisebene teilgenommen. Auch Sportveranstaltungen wurden durchgeführt. Jeden Monat fand eine Versammlung statt, die in Protokollen auswies, dass meistens über 100 Mitglieder teilnahmen.In der Monatsversammlung vom 12.09.1946 wurde eine Militärregierungsverordnung bekannt gegeben, wonach alle vor der Kapitulation bestehenden Vereine aufzulösen waren.

In dieser Versammlung wurde deshalb die Auflösung des Sportvereines Friesen Löhne und die Neugründung des Vereines TuRa Löhne beschlossen. Alle 118 Mitglieder erklärten geschlossen ihren Beitritt zum neuen Verein TuRa Löhne.

Die weitere Entwicklung

Die Probleme in der Zeit bis zur Währungsreform waren jedoch so groß und vielfältig, dass zeitweilig sogar der Zusammenbruch des Sportbetriebes drohte. So stand der Saal Wagner ab April 1946 nicht mehr zur Verfügung, da die britischen Besatzungsmacht diesen als Truppenunterkunft beschlagnahmte.

Zum 15.10.1946 konnte bei dem britischen Sportoffizier eine Freigabe erwirkt werden, um den Saal wieder zu benutzen. Jedoch die Saalmiete und die nur zeitweilige Nutzbarkeit wegen anderer Veranstaltungen bereiteten immer wieder große Probleme, denn eine Ausweichmöglichkeit bestand nicht.

Am 01.01.1948 hatte der Verein bereits 228 männliche und 40 weibliche Mitglieder. Dieser personelle Aufschwung des Vereines war nur der ständigen Werbearbeit und den sportlichen Leistungen zu verdanken.

Auch der Zustand des Sportplatzes in Löhne (Dickendorner Sportplatz), war ein Grund zu ständiger Besorgnis bis über die Währungsreform im Jahre 1948 hinaus. Die Beschaffung von Kohlasche scheiterte immer wieder daran, dass Eisenbahnwaggons für den Transport nicht zur Verfügung standen. Auch die Arbeiten einer hiesigen Baufirma wurden durch die Währungsreform nicht zu Ende geführt. So musste der Verein den Platz aus eigenen Mitteln und viel Selbsthilfe einigermaßen herrichten. Es fehlte an jeglicher Ausrüstung wie Sportgeräte, Trikots, Fußballschuhe, Bälle in der Fußballabteilung sowie Bällen und Schläger in der Tischtennisabteilung.

Das Jahr 1948 brachte dann zwei entscheidende Ereignisse für den Verein.

Die am 20.06.1948 erfolgte Währungsreform hatte zur Folge, dass der Verein über Nacht völlig vermögendlos geworden war. Die Situation wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 29.06.1948 erörtert. Eine in der Versammlung durchgeführte Spendensammlung unter 48 Anwesenden ergab einen Betrag von DM 18,60. Die Beiträge wurden wie folgt festgesetzt:

  • Erwachsene über 18 Jahre DM 0,50
  • Frauen und Juniorenliche DM 0,30
  • Schüler DM 0,20

Als Aufnahmegebühr wurde DM 1,00 gefordert.

Die finanziellen Schwierigkeiten führten letzen Endes dazu, dass ein Zusammenschluss mit dem Sportverein Löhne-Obernbeck erörtert wurde. So kam es das in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 12.08.1948 die Vereinigung mit dem SVLO von 120 anwesenden Mitgliedern beschlossen wurde. Die Gründungsversammlung fand am 19.08.1948 statt. Der Verein nannte sich nunmehr TuRa Löhne-Obernbeck. Sportarten waren nur noch Fußball, Tischtennis und Schach. Als Trainer der Fußballabteilung wurde der Schalker Spieler Kallwitzki engagiert.

Das Ende des Zusammenschlusses beider Vereine war jedoch bereits im April 1949 wieder besiegelt. Die fünf Vorstandsmitglieder des ehemaligen SVLO legten ihre Ämter nieder. Der damalige Geschäftsführer Ewald Steffen schloss seinen Geschäftsbericht für das Jahr 1948 mit den Worten: Nun erst recht!

Es wurde systematisch weitergearbeitet und der Verein nannte sich in der Folgezeit wieder TuRa Löhne.

1950 feierte der Verein 40-jähriges Jubiläum. Es fiel mit der 800-Jahrfeier der alten Gemeinde Löhne-Ort zusammen. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen erfuhren nach dem missglücktem Zusammenschluss mit dem SVLO einen leichten Rückgang, nachdem sich in der Folgezeit auch die Tischtennis- und Schachspieler anderen, bereits seit 1946 in Löhne existierenden Vereinen, angeschlossen hatten. Einen Mitgliederaufschwung brachte das Jahr 1967 mit der Möglichkeit, nach Inbetriebnahme der Turnhalle an der Hauptschule nach 20 Jahren wieder eine Turnabteilung ins Leben zu rufen. Die Mitgliederzahlen stiegen in den Jahren stetig und erreichten teilweise die Zahl von 800 und mehr.

Am 21.04.1989 hatte der Verein den Tod des langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Fritz Fischer zu beklagen.

03-6263_01Der Spielbetrieb

Notwendiger Unterbau der 1.Mannschaft ist die Reservemannschaft. Für die Reservemannschaften wurden nach 1950 ebenfalls die Punktspiele eingeführt. Nach vielen Auf- und Abstiegen hat sich die Reservemannschaft fest in der Kreisliga B etabliert. Aus der Jungligamannschaft der ersten Nachkriegszeit ging später die 3. Seniorenmannschaft hervor. Nach vielen Jahren in der Kreisliga C spielt unsere Mannschaft mit wechselndem Erfolg ebenfalls in der Kreisliga B.

04-5960_01

In der Juniorenabteilung haben die Verantwortlichen immer nach der Erkenntnis gehandelt, dass nur mit einer breiten und sorgfältigen Juniorenarbeit das nötige personelle Reservoir für erfolgreiche Vereinsarbeit im Seniorenbereich geschaffen werden kann.

In den 60/70er Jahren wurden herausragende Ergebnisse im Juniorenbereich erzielt. Höhepunkte waren sicherlich der Gewinn der Ostwestfalenmeisterschaft in den 80er Jahren sowie die Spiele um die Westfalenmeisterschaft mit dem Halbfinalspiel gegen Eintracht Gelsenkirchen.

Im Bereich der Volleyballabteilung sind ebenfalls beachtliche Erfolge zu erwähnen. 1972 gelang der Wiederaufstieg in die Landesliga und 1973 sogar der Aufstieg in die Verbandsliga. Nach dem Abstieg in die Landesliga 1979 fand ein Übertritt fast aller Spieler zum TV Löhne-Bahnhof statt. Der Volleyballabteilung gelang es für die Spielsaison 1984/85 nicht, die satzungsgemäßen Vorraussetzungen der Spielordnung des Westdeutschen Volleyball-Verbandes zu erfüllen, wonach auch eine Juniorenmannschaft gemeldet werden musste, um die Spielberechtigung zu erhalten. (Der Volleyballabteilung war finanzielle Selbständigkeit innerhalb des Gesamtvereines zugebilligt worden). Um den Spielern die Spielmöglichkeit in der Landesliga zu erhalten, wurde vom Vorstand der Wechsel zum TV Löhne-Bahnhof genehmigt.

Ab 1986 wurde eine neue Volleyballmannschaft im Verein TuRa Löhne aufgebaut, die zwischenzeitlich wieder zu einer festen Größe geworden ist.

Ebenfalls soll von unserer Turnabteilung die Rote sein. Hier wird seit 1967 hervorragende Breitensportarbeit geleistet. Alle Altersgruppen, ob männlich oder weiblich, nehmen in dieser Abteilung regelmäßig am Turnbetrieb teil. Herausheben möchten wir hier besonders das Mutter-Kind Turnen.

Die sportliche Entwicklung des Vereines wurde in den letzten 30 Jahren durch großzügigen Sportstättenbau der Gemeinde Löhne und der heutigen Stadt Löhne begleitet. Dabei ist besonders vorzuheben, dass alle Sportstätten dem Verein zur Benutzung unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.

Dazu einige für unseren Verein bedeutsame Daten:

  • 1961 Übergabe des neuen Rasensportplatzes an der Brunnenstraße
  • 1967 Inbetriebnahme der Turnhalle Hauptschule Löhne-Ort
  • 1969 Fertigstellung der Turnhalle Grundschule-West
  • 1979 Einweihung der Sportplatzanlage Jasminstraße mit Juniorenraum sowie Dusch- und Umkleidekabinen
  • 1999 Einweihung des Kunstrasensportplatz im Obernfeld

Die sportliche Entwicklung der ersten Seniorenmannschaft stellt sich seit Wiedergründung des
Vereines nach dem 2. Weltkrieg wie folgt dar:

  • 1945 Beginn der Gruppenpunktspiele
  • 1946 Erringung der Gruppenmeisterschaft und Aufstieg in die Bezirksklasse
  • 1951 Abstieg in die 1. Kreisklasse
  • 1957 Aufstieg in die Bezirksklasse
  • 1963 Aufstieg in die Landesliga
  • 1966 Abstieg in die Bezirksklasse
  • 1967 Aufstieg in die Landesliga
  • 1968 Abstieg in die Bezirksklasse
  • 1971 Aufstieg in die Landesliga
  • 1973 Abstieg in die Bezirksklasse
  • 1976 Abstieg in die Kreisliga A
  • 1985 Aufstieg in die Bezirksklasse
  • 1995 Abstieg in die Kreisliga A
07-8485_01